Vonovia-Mieterhaushalte erhalten in diesen Tagen Post von ihrem Vermieter. Europas größter Wohnungskonzern, die Vonovia SE, kündigt ihren Mieterinnen und Mietern in Ulm, Konstanz, Heidenheim und in der Region Stuttgart die Modernisierung der Rauchwarnmelder an. Diese Ankündigung hat einen Haken. Die Landesbauordnung in Baden-Württemberg sieht zwar vor, dass Vermieter alle Wohnungen mit Rauchwarnmeldet ausstatten müssen. Anstatt nun aber alte Rauchwarnmelder, die nach zehn Jahren das Ende ihrer technischen Lebenszeit erreicht haben, zu ersetzen, will Vonovia teure Hightech-Melder verbauen. Weil nach Ansicht von Vonovia die neuartigen „Multisensor plus“ Geräte eine Verbesserung des Wohnwertes darstellen, werden die Kosten auf die Mieterinnen und Mieter umgelegt. Auch die laufenden Betriebskosten der neuen Rauchwarnmelder werden steigen. Der Deutsche Mieterbund Baden-Württemberg (DMB) kritisiert die unwirtschaftlichen Vonvia-Pläne. „Wir raten allen Mieterinnen und Mietern einer solchen Baumaßnahme zu widersprechen“, erklärt Winfried Kropp, Mitglied des DMB-Landesvorstandes.
Dort, wo die neuen Geräte bereits eingebaut wurden, berichten Mieterinnen und Mieter von blinkenden Geräten im Schlafzimmer. Winfried Kropp sieht vor allem die Persönlichkeitsrechte der Mieter und Mieterinnen verletzt. Denn die „Multisensor Plus“ Geräte warnen nicht nur vor Rauchentwicklung, was ihre Aufgabe wäre. Sie sammeln auch Daten über das Raumklima, z. B. Temperatur und Luftfeuchtigkeit und senden diese regelmäßig an die Datenverarbeitungsanlagen des Konzerns. Zwar können Mieterinnen und Mieter einer Speicherung dieser Daten widersprechen. Doch der Mieterbund sieht auch in der bloßen Installation eines Geräts, das Daten an das Unternehmen senden kann, einen Verstoß gegen grundlegende Prinzipien des Datenschutzes. Der Deutsche Mieterbund Bodensee hat deshalb den Landesbeauftragten für Datenschutz eingeschaltet und um eine Prüfung des Vorhabens gebeten.
„Wir raten allen Mieterinnen und Mietern dringend davon ab, die von Vonovia versendete Datenschutzerklärung zu unterschreiben. Vonovia möchte Daten zum Raumklima für drei Jahre speichern und kann so Rückschlüsse über Lüftungsverhalten und Anwesenheit der Mieterinnen und Mieter ziehen. Doch die Temperatur im Wohnzimmer oder die Luftfeuchtigkeit im Schlafzimmer gehen den Vermieter nichts an. Da die Geräte auch Daten speichern, wenn die Erklärung nicht unterschrieben wird, stellen sie einen unrechtmäßigen Eingriff in die Privatsphäre der Mieterinnen und Mieter dar,“ sagt Kropp.
Was kosten die neuen Multisensor plus Geräte? Pro installiertem Rauchmelder fallen etwa 136 Euro an. Trotz der überschaubaren Beträge seien die neuen Geräte für den Vonovia-Konzern ein gutes Geschäft, erklärt Kropp. Bei 480.000 Mietwohnungen, die dem Unternehmen in Deutschland gehören, kommt in der Summe ein stattlicher Millionenbetrag an erhöhten Mieten zusammen. „Vonovia bleibt sich also treu: Es geht nur darum Modernisierungskosten zu verursachen und sie auf die Mieter umlegen zu können. Wir fordern das Unternehmen auf, die angebliche Modernisierung zu stoppen und die veralteten Rauchmelder durch kostengünstige, gleichwertige Modelle auszutauschen, wie es der gesetzlichen Instandhaltungspflicht entspricht,“ erklärt Winfried Kropp.