Für den Mieterbund kommen die Zahlen des Statistischen Landesamts über weitere Einbrüchen beim Wohnungsneubau in Baden-Württemberg nicht gänzlich unerwartet. Stark steigende Baukosten und nicht ausreichendes Gegensteuern durch das Land haben die Fertigstellungen weiter einbrechen lassen: So wurden im Jahr 2024 nur noch 36.379 Wohnungen erstellt, ein Minus von 17 Prozent gegenüber 2023. Damit wurde im letzten Jahr nur noch etwas mehr als die Hälfte der Wohnungen gebaut, welche das Prognos-Institut in seiner „Wohnungsbedarfsprognose Baden-Württemberg“ jährlich für erforderlich hält.
Landesförderung für den Wohnungsbau unzureichend
Für den Mieterbund trägt die Landesregierung ein gerüttelt Maß Schuld an diesem Absturz. Im Gegensatz zu andere Bundesländern, welche auf jeden Fördereuro des Bundes einen Euro drauflegen, betrug der Landesanteil am Wohnraumförderprogramm in Baden-Württemberg auch im letzten Jahr nur 30 Prozent. Hätte die Landesregierung ausreichend Landesmittel für den Wohnungsbau bereitgestellt, hätten ca. 5.000 Wohneinheiten mehr auf Baustelle gehen können. So hoch war zum Jahresende 2024 der Überhang an beantragten, aber wegen fehlender Fördermittel nicht genehmigter Wohnungen, laut Information der Landesregierung an den Landtag (Drucksache 17/8491).
Landeswohnungsgesellschaft nicht länger verhindern
Mit ihrer sturen Weigerung zur Neugründung einer Landeswohnungsgesellschaft fehlt dem Land auch die Möglichkeit dem Abschwung im Neubau durch eigenes Bauen selbst begegnen zu können. Zwar behauptet die Landesregierung seit Jahren, im Land seien ausreichend am Gemeinwohl orientierte Wohnungsgesellschaften bereits vorhanden. Doch tatsächlich gibt es in vielen Landkreisen keine einzige kommunale Wohnungsgesellschaft. Grund dafür ist, dass die Kommunen dafür oft zu klein sind und die „kritische Masse“ für eine rentable Wohnungsgesellschaft nicht vorhanden ist. Auch die Wohnungsgenossenschaften können diese Lücke nicht füllen. Laut Bericht der Landesregierung nahmen Genossenschaften im letzten Jahr nur 3,2 Prozent der für den Mietwohnungsbau bereitgestellten Mittel in Anspruch. Mieterbundschef Rolf Gaßmann fordert von der Landesregierung deshalb endlich ein Umdenken: „In Baden-Württemberg herrscht inzwischen auch in der Fläche des Landes großer Wohnungsmangel. Hier kann und muss eine zu gründende Landeswohnungsgesellschaft den Geschosswohnungsbau ankurbeln und bezahlbaren Wohnraum schaffen!“
Baugenehmigungen sind noch stärker eingebrochen
Noch stärker als die Fertigstellungen sind in 2024 die Baugenehmigungen eingebrochen. So ist im vergangenen Jahr die Zahl der genehmigten Wohnungen in Wohn- und Nichtwohngebäuden um fast ein Viertel auf nur noch 26.969 gesunken, wie das Statistische Landesamt im April mitteilte. Die Zahl der genehmigten Wohnungen im Land hat sich in den vergangenen Jahren damit in etwa halbiert: 2021 wurden den Statistikern zufolge noch 54.557 Wohnungen zum Bau freigegeben, 2022 waren es noch 50.083. Mit einem Minus von 30 Prozent am stärksten vom Rückgang betroffen waren Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. „Weil die Genehmigungen von heute die Fertigstellungen von morgen sind, wird der Wohnungsmangel in den nächsten Jahren noch größer werden“ warnt Gaßmann. Wenn sich für Wohnungssuchende in Baden-Württemberg der Mangel nicht noch weiter verschlimmern solle, müsse die Landesregierung umsteuern und deutlich mehr tun.